Prozesse laufen nicht immer nach Plan ab – und Probleme schleichen sich an Stellen ein, die im Vorfeld häufig nicht absehbar sind. Wenn Prozesse optimiert werden sollen, ist es wichtig zu wissen, wie sie tatsächlich durchgeführt werden. „Dank Process Mining redet man im Unternehmen nicht über Vermutungen, sondern über Tatsachen, wenn es um Prozesse geht“, sagt Dominik Hein. Er ist Product Owner für die global angewendete Process Mining Solution bei Bosch und erklärt, warum sich Process-Mining lohnt und auch im Mittelstand sinnvoll eingesetzt werden kann.
Herr Hein, können Sie kurz erklären, was Process Mining ist?
Mittels Process Mining kann man Geschäftsprozesse auf Basis digitaler Fußabdrücke in ERP-Systemen systematisch rekonstruieren und auswerten. Die Methode Process Mining schließt damit die Lücke zwischen Data Mining und Prozessanalyse oder vielmehr kombiniert beide Methoden in einer. Process Mining wendet dabei die Nachbildung der Business Logik im Belegfluss in den Bewegungsdaten an, um Muster und Trends zu identifizieren, speziell im Hinblick auf Engpässe und Durch- und Leerlaufzeiten.
Warum lohnt es sich, Process Mining einzusetzen?
Geht es darum, einen Prozess in seinem Ablauf zu optimieren und LEAN zu gestalten, hilft meistens die Optimierung einzelner Funktionen nicht dabei, den Prozess in seiner Gesamtheit optimal zu gestalten.
Process Mining ist der Schlüssel für die interdisziplinäre Prozessoptimierung, insbesondere wenn mehrere Abteilungen an der Abwicklung eines Prozesses beteiligt sind. Durch eine datengestützte Basis in der Analyse vermeidet man über Meinungen zu diskutieren und kann sich auf eine gesamthafte Optimierung fokussieren.
Process-Mining-Methoden hingegen bilden durch die Extraktion von Informationen zu realen Ereignissen aus dem operativen Geschäft die Prozessabläufe wirklichkeitsgetreu ab.
Wo wird Process-Mining eingesetzt?
Process Mining kann überall da zum Einsatz kommen, wo detaillierte Informationen über die einzelnen Schritte relevanter Geschäftsprozesse mithilfe von IT-Systemen erfasst und dauerhaft gespeichert werden. Es bietet sich beispielsweise dann an, wenn Unternehmen Arbeitsabläufe über Workflow-Management-Systemen abwickeln oder Transaktionen mithilfe von ERP-Systemen tätigen.
Warum ist das Thema auch für den Mittelstand spannend?
Weil Unternehmen sich so ein Bild vom aktuellen Zustand ihrer Systeme und Prozesse machen können und so über eine schnellere, detailliertere Möglichkeit verfügen, Abweichungen und Fehlentwicklungen zu erkennen. Damit lassen sich Kurskorrekturen besser vornehmen. Dank Process Mining erhält man objektive, datengestützte Einblicke in den Kern von Verzögerungen und Ineffizienzen innerhalb von Geschäftsprozessen und gleichzeitig klare Erkenntnisse für Prozessverbesserungen, durch die Systeme schneller, reibungsloser und schlanker laufen. So kann Process Mining auch dabei helfen, die Möglichkeiten mit dem höchsten Mehrwert für die digitale Transformation zu priorisieren. Darüber hinaus hat es einen Mehrwert für die Geschäftsmodellentwicklung. Denn überlege ich als Unternehmen, zu expandieren oder zu skalieren, so brauche ich gut funktionierende Prozesse.
Fotos: Canva
Über Dominik Hein
Dominik Hein PMP® ist Senior Project Manager und Product Owner für Process Mining Solution bei Bosch Global Business Services.
Dominik Hein PMP® auf LinkedIn.