Der Kontinuierliche Verbesserungsprozess sei eine große kulturelle Veränderung, die kontinuierlich und in kleinen Schritten, unter Einbeziehung der Mitarbeitenden vorgenommen werden sollte, sagt Melanie Marx. Der Head of Business Transformation & PMO bei delta pronatura, verrät im zweiten Teil unseres Interviews zum KVP (Teil 1 können Sie hier nachlesen), mit welchen Hebeln KVP gefördert werden kann und auf welche Hindernisse sich Verantwortliche einstellen sollten.
Frau Marx, in welchen Bereichen kann KVP angewendet werden?
Da gibt es keine Beschränkungen, es kann auf alle Bereiche und Tätigkeiten angewendet werden. Jeder kann bei sich und seinen eigenen Prozessen beginnen und sich fragen: Wie kann ich es für Dich gut machen? Meine Arbeit muss optimal vorbereitet sein für mein Gegenüber beziehungsweise die Kolleginnen und Kollegen, die mit mir zusammenarbeiten. Meine Kolleginnen und Kollegen sind meine internen Kunden und ich verstehe mich als Dienstleisterin oder Dienstleister.
Auf welche Hindernisse sollte man sich bei der Einführung von KVP einstellen?
Zunächst einmal sollte man sich bewusst sein, dass der Prozess Ausdauer benötigt und sich nicht innerhalb eines Jahres umsetzen lässt. Es ist in der Regel eine große kulturelle Veränderung, die kontinuierlich und in kleinen Schritten, unter Einbeziehung der Mitarbeitenden vorgenommen werden sollte. Zudem sollten sich alle bewusst machen, dass KVP noch einmal on top auf das eigentliche Tagesgeschäft kommt.
Was sind denn aus Ihrer Erfahrung heraus erfolgversprechende Hebel, um KVP zu fördern?
Bei meiner vorherigen Aufgabe bei Thalia war der CEO überzeugt von KVP und hat das Thema über Jahre zur Chefsache gemacht und sehr unterstützt. Das Management muss die Methode verankern und auch vorleben. Dann gibt es eine Reihe von Maßnahmen, mit denen man KVP gut unterstützen kann. Zusätzlich zum eigentlichen KVP-Team hat jeder Fachbereich KVP Multiplikatoren ernannt. Sie waren zusätzliche Ansprechpartner und in ihrer jeweiligen Rolle dicht am Tagesgeschäft. Eine breit angelegte Kommunikation, beispielsweise auch über die Mitarbeiterzeitung oder interne Social-Media-Kanäle, hat das Projekt unterstützt. Neue Mitarbeitende haben an einem Planspiel zu KVP teilgenommen. Und auf Führungskräftetagungen wurde das Thema auch immer wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Neben der kontinuierlichen Kommunikation kann man auch Anreize schaffen beispielsweise durch die Incentivierung von Ideen.
Warum sollten sich aus Ihrer Sicht Unternehmen unbedingt mit KVP befassen?
Bezieht man die Mitarbeitenden mit ein in Verbesserungsprozesse, so kann man echte und nachhaltige Effekte erzielen. Es ist zudem die wichtigste Form der Wertschätzung, denn man zeigt ihnen damit, dass man sie und ihre Expertise ernst nimmt und sie unternehmerische Verantwortung übernehmen können.
Die kontinuierliche Verbesserung (KVP) stammt ursprünglich aus der Serienproduktion der Automobilbranche und wurde maßgeblich geprägt von Toyota und dem sogenannten Toyota-Produktionssystem. Der Begriff Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP), auch CIP – Continuous Improvement Process, fasst alle Maßnahmen zusammen, die geeignet sind, Produkte, Service, Prozesse und einzelne Tätigkeiten in einem Unternehmen zu verbessern. KVP wird im Rahmen von Teamarbeit durch fortwährende kleine Verbesserungsschritte (im Gegensatz zu Innovationen in Form großer, einschneidender Neuerungen) umgesetzt.
Der KVP umfasst in der Regel eine systematische Analyse und Bewertung der bestehenden Prozesse, gefolgt von der Identifizierung von Verbesserungspotenzialen und der Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung. Die Verbesserungen werden dann überwacht und bewertet, um sicherzustellen, dass sie die gewünschten Ergebnisse liefern. Der KVP ist dabei ein zyklischer Prozess, der sich fortlaufend wiederholt und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung in der Organisation fördert.
Fotos: Melanie Marx, Canva
Über Melanie Marx
Melanie Marx ist Head of Business Transformation & PMO bei delta pronatura Dr. Krauss & Dr. Beckmann KG. Zuvor war die studierte Wirtschaftspsychologin bei der Thalia Bücher GmbH Teamleiterin Business Process Management.
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