Teil 3 von 4
Jede Verbesserung des Working Capital, ob durch die Verkürzung der Bindungsdauer bei Kundenforderungen und Lagerbeständen oder durch die Verlängerung der Bindungsdauer bei Lieferantenverbindlichkeiten, setzt liquide Mittel frei. In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit dem Stellhebel Verbindlichkeiten.
Im Verbindlichkeiten-Management können Sie folgende Hebel ansetzen:
- Ausnutzung von Skontofristen
- Durch Ausnutzung von Skontofristen lässt sich der Stand der Verbindlichkeiten niedrig halten
- Skonto: Vergütung für frühzeitige Zahlung; durch die Vergütung werden auch Aufwand und Risiken abgegolten, die sonst mit Zielkäufen verbunden sind
Beachte: Der wesentlichen Treiber im Verbindlichkeiten-Bereich das Aushandeln von Zahlungszielen. Allerdings kann eine Verlängerung von Zahlungszielen dazu führen, dass der Lieferant dies auf die Preiskalkulation aufschlägt. Letztlich muss man prüfen, ob sich der so erreichte höhere Liquiditätszufluss dann immer noch rechnet. Beim Working Capital Management sind immer auch die Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) zu berücksichtigen. Die Ausweitung von Zahlungszielen bei Lieferanten ist immer gut für das Working Capital. Gleichwohl sollte man schauen, ob man Skonto ziehen kann, denn das hat unter Umständen viel bessere Auswirkungen auf die GuV.
- Verlängerung von Zahlungsfristen
- Bestandteil der Verhandlungen über Konditionen mit den wichtigsten Lieferanten
- Wichtig: gemeinsame Optimierung von Preisen und Konditionen
- Tipp: Nehmen Sie sich dies als turnusmäßige Aktivität auf die Agenda.
- Beschaffungsoptimierung
Lieferantenbündelung hat verschiedene Vorteile:
- Reduzierung der Einkaufspreise
- Reduzierung des Aufwands in der Einkaufsabteilung
- Anpassung der Bestell- und Lieferrhythmen
- Lieferanten individuell bewerten
- Lieferanten nach Priorität segmentieren für heutige und künftige operative, wie auch finanzielle Prozesse.
- Lieferanten individuell bewerten, d.h. nach Lieferbereitschaft, Qualität der Lieferungen, finanzielle Sicherheit, Konditionen.
Bei allen Optimierungsmaßnahmen, insbesondere im Forderungs- und Verbindlichkeitenmanagement, sollten Sie jedoch berücksichtigen, dass Ihre Geschäftsbeziehungen, insbesondere zu strategisch wichtigen Kunden und Lieferanten, nicht negativ beeinflusst werden.
Alternative Finanzierungsmodelle
Bevor ich in meinem letzten Beitrag zur Optimierung des Working Capital auf das Supply Chain Management eingehe, möchte ich kurz ein paar Finanzierungsalternativen zur Bank vorstellen. Beim Factoring, auch Forderungsverkauf genannt, verkauft ein Unternehmen seine Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an ein Factoringunternehmen. Dadurch erhält es sein Geld früher, als wenn es die Begleichung der Rechnung abwarten würde. Factoring fällt, wie auch Leasing, unter die sogenannten Kreditsubstitute, die an Stelle eines herkömmlichen Kredits als Finanzierungsmöglichkeit genutzt werden können. Hier sollten Sie die Gebühren im Auge behalten. Beim Reverse Factoring – auch Lieferanten- oder Einkaufsfactoring genannt – geht es im Wesentlichen um eine Vorfinanzierung der Verbindlichkeiten eines Abnehmers gegenüber seinem Lieferanten. Für den Abnehmer bietet das Reverse Factoring den Vorteil, dass dieser die Finanzierung seiner Einkäufe, insbesondere unter Ausnutzung eines Skontos, optimieren und gleichzeitig längerfristige Zahlungsziele ausschöpfen kann. Für den Lieferanten hat das Reverse Factoring zur Folge, dass dieser frühzeitig vergütet wird und auf diese Weise seinen Verbindlichkeiten gegenüber seinen Vorlieferanten früher aus eigener Liquidität nachkommen kann. Reverse Factoring bietet daher für ein Unternehmen die Möglichkeit, die Liquidität seiner Lieferanten sicherzustellen. Grundsätzlich erfolgt das Reverse Factoring durch den Kauf von Verbindlichkeiten gegenüber einem zuvor definierten Lieferanten (Kreditor) durch die finanzierende Bank des Abnehmers (Factor). Aus Sicht des Lieferanten nimmt der Abnehmer die Ware bzw. Dienstleistung verbindlich ab und bestätigt dies dem Factor. Dieser zahlt den Rechnungswert unter Berücksichtigung eines Skontos innerhalb kurzer Frist an den Lieferanten.
Finetrading
Ein relativ neues Instrument ist das Finetrading. In der Abwicklung des Wareneinkaufs tritt der Finetrader als Händler zwischen Lieferant und Käufer auf. Er kauft die Bestellung im Auftrag des Kunden vom Lieferanten und bezahlt diesen direkt. Die Ware wird zugleich an den Kunden weitergegeben, der für die endgültige Begleichung der Rechnung an den Finetrader nun bis zu 120 Tage Zeit hat. Die Kosten für den Einsatz von Finetrading richten sich unter anderem nach Höhe des Skonto oder der Bonität des Unternehmens.
Welche der vorgestellten Maßnahmen haben Sie im Rahmen Ihres Working Capital Managements bereits genutzt? Ich würde mich sehr über Beispiele und Ihre Erfahrungen damit freuen.