Gastbeitrag Teil 1
Strategieprozess und Finanzbereich – wie kann beides gut zueinander passen? In seinem Gastbeitrag beschäftigt sich Frank Alexandris-Springhorn, Inhaber der Alexandris Consulting, mit der immer wiederkehrenden Frage, inwieweit Verantwortliche aus dem Finance-Bereich den Strategieprozess begleiten oder organisieren sollten. Und welche Verantwortung die Finanzverantwortlichen selbst bei dem Prozess tragen.
Mit der Überlegung, inwieweit Verantwortliche aus dem Finance-Bereich den Strategieprozess begleiten oder organisieren sollt, ist eng die Frage verbunden, wie aus qualitativen Zielen quantitative Ziele abgeleitet werden können. Vielfach fragen sich Verantwortliche auch, ob die Strategieplanung ein Innovationshemmer ist oder ich es als Unternehmen schaffe, Erneuerungsimpulse in der Strategie deutlich zu machen. Daraus abgeleitet, stellt sich eine weitere Frage: Wie ist das richtige Kommunikationsverhalten bei falschen Strategieansätzen?
Die folgenden Darstellungen können eine Anregung für die Antworten geben. Hierbei handelt es sich um einen Praxisbericht, der aufzeigt, wie der Prozess organisiert werden und ablaufen kann.
Die Strategieprozessorganisation
Wie bei jedem anderen Prozess auch, muss auch der Strategieprozess organisiert sein. Der Ablauf und die Verantwortung für die einzelnen Aufgaben müssen festgelegt werden.
Ich gehe davon aus, dass der Strategieprozess vier Phasen durchläuft:
- Die Vorbereitungsphase
- Die Phase zur Ermittlung der qualitativen und quantitativen Ziele
- Die Ermittlung des Fünfjahresplans
- Beschlussfassung und Kommunikation
1. Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Strategiearbeit. Der Anfang ist natürlich ein wichtiger Moment:
- Wer ist für die Erarbeitung der Strategie im Unternehmen verantwortlich?
Hierbei kümmert sich der Finanzverantwortliche mit der Geschäftsleitung um die Zusammenstellung des Strategieteams. Bei der Bestimmung des Strategieteams sollte nicht nur nach den Hierarchiestufen gegangen werden. Mitarbeiter mit frischen Ideen oder auch konträren Auffassungen sollten ebenfalls zum Team gehören. Dies setzt die notwendigen Impulse. - Der Ablauf der Strategieplanung mit dem Planungskalender und dem Aufgabentableau gehören sorgfältig vorbereitet und an das Strategieteam kommuniziert.
Beide Instrumente sind einfach, aber notwendig. Sie könnten so aussehen:
Damit ist die Transparenz geschaffen um sicherzustellen, dass jeder Strategieverantwortliche seine Aufgaben im Prozess und die Zeitpunkte der Entscheidungen kennt.
2. Die Phase zur Ermittlung der qualitativen und quantitativen Ziele
Im nächsten Schritt werden die qualitativen und quantitativen Ziele erarbeitet. Hierbei begleitet der Finanzverantwortliche die Zielfestsetzung bei allen Schritten:
- Von der Neuwertung von Vision und Mission,
- über die Ausarbeitung der Strategiematrizen mit den Marketing- und Vertriebsverantwortlichen
- sowie die Überleitung in die quantitativen Ziele. (Dieser Punkt wird noch in einem separaten Kapitel erörtert).
- Im Ergebnis ergibt sich ein Bild für die Umsatzentwicklung des Unternehmens für den Strategiezeitraum. Dieses wird der Geschäftsleitung präsentiert.
- Die genehmigte (präsentierte oder angepasste) Fassung bildet die Basis für die nächste Phase.
3. Die Ermittlung des Fünfjahresplans
Hier fühlt sich der Finanzverantwortliche mit seinem Hang zu Zahlen wohl. Je nach Firmensituation kann er es bei einer einfachen GUV belassen oder auch erweitern und vertiefen. Idealerweise können zum Fünfjahresplan gehören :
- Plan-GUV (Income Statement)
- Plan-Bilanz (Balance sheet)
- Liquiditätsplan
- Investplan
Der erarbeitete Fünfjahresplan wird der Geschäftsleitung präsentiert. Die beschlossene Fassung gilt als Grundlage für die nächste Phase:
4. Beschlussfassung und Kommunikation
Der Finanzverantwortliche erarbeitet das Strategiepaket für die Vorlage beim Entscheidungsgremium zur Unternehmensstrategie. Der Finanzverantwortliche ist Sparringspartner der Geschäftsleitung und prüft dabei die Konsistenz des Strategiepakets. Nach der Präsentation durch die Geschäftsleitung beim Eigentümer wird die endgültige Fassung der Strategie festgelegt. Diese wird dem Strategieteam von der Geschäftsleitung und dem Finanzverantwortlichen vorgestellt und erläutert. Damit gibt es eine gültige Strategie und der Prozess ist damit abgeschlossen. Die folgenden Charts zeigen die Phasen im Einzelnen.
Das Tracking bezüglich der Umsetzung der Strategie macht der Finanzverantwortliche im Rahmen des operativen Geschäfts.
Freuen Sie sich auf die Fortsetzung! In Teil 2 des Gastbeitrags von Frank Alexandris-Springhorn beschäftigt sich unser Gastautor mit der Frage, wie strategische in operative Ziele umgewandelt werden können.
Zum Autoren
Der Diplom-Volkswirt Frank Alexandris-Springhorn ist Inhaber der gleichnamigen Alexandris-Consulting. Er berät Unternehmen bei der ganzheitlichen kaufmännischen Steuerung zur transparenten Entscheidungsfindung. Alexandris-Springhorn blickt auf eine über 30jährige Erfahrung in einem Konsumgüterunternehmen als Leiter des Controlling zurück.
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