• 25. August 2021

Angekommen im „Next Normal“? – ein Interview mit Markus Aschauer

Angekommen im „Next Normal“? – ein Interview mit Markus Aschauer

Angekommen im „Next Normal“? – ein Interview mit Markus Aschauer 1024 577 C4B

Wir haben vor gut einem Jahr mit verschiedenen Finance-Managern unserer C4B Benchmarking Circle über die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie gesprochen.Durch den abrupten Einschnitt waren Unternehmen zunächst gefordert, ihre Handlungsfähigkeit zu sichern. Wie sieht es heute aus? Haben sich inzwischen alle auf die andere Normalität und die damit einhergehenden veränderten Bedingungen eingestellt? Heute im Interview: Markus Aschauer, Leiter externes und internes Rechnungswesen bei HAMBURG WASSER.

 

Herr Aschauer, „auf Sicht fahren“ war in den ersten Wochen nach Ausbruch der Pandemie vielfach die Devise. Wie sieht es heute bei Ihnen aus?

Wir haben 14 Monate Homeoffice gut bewältigt. Die Arbeitsprozesse und -abläufe haben alle gut geklappt. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass unsere Infrastruktur dafür bereits richtig aufgestellt war. Unseren Jahresabschluss haben wir zu 100 Prozent remote erstellt, das hat sehr gut funktioniert. Eine klassische Corona-Story war unser großes Projekt, die Zusammenlegung der Abteilungen Buchhaltung und Controlling. Am 20. März 2020 wollten wir dies mit einem Kick-off in einem Hotel starten; am 13. März 2020 wurden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von HAMBURG WASSER ins Homeoffice geschickt. Das Projekt haben wir dann acht Monate lang rein digital durchgezogen.

 

Welche der von Ihnen ergriffenen Maßnahmen haben sich bewährt?

Zahlreiche Workflows konnten wir digitalisieren. Als kommunales Unternehmen haben wir beispielsweise noch viel mit den Brüchen zwischen analoger und digitaler Welt zu kämpfen. So kamen viele Lieferantenrechnungen, z.B. von kleinen Handwerksbetrieben, noch papierhaft auf dem Postweg bei uns an. Da hat die Corona-Pandemie einiges bewegt, unter anderem senden uns Lieferanten mittlerweile überwiegend ihre Rechnungen als PDF per E-Mail. Auch interne Freigabeprozesse haben sich verändert. Wurden früher noch dicke Leitz-Ordner durch die Abteilungen gesendet, so können wir dies jetzt digital abwickeln. Auch das Onboarding hat gut funktioniert, wir haben in den letzten Monaten fünf neue Kolleginnen und Kollegen eingearbeitet. Die Bewerbungsgespräche im digitalen Raum klappen gut, unsere Personalabteilung hat hervorragende Arbeit geleistet.

Und was belastet Sie und die Mitarbeiter:innen?

Die Voraussetzungen für die Arbeit von zu Hause aus sind sehr unterschiedlich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das, was sich bereits zu Beginn der Corona-Pandemie zeigte, hat sich in den vergangenen Monaten bestätigt. Das beginnt damit, dass die Grenze zwischen Privatleben und Beruf zu ziehen, zu Hause schwieriger ist. Dann hat das Thema Homeschooling die Familien mit Kindern stark belastet. Die Kolleginnen und Kollegen bauen auch deutlich mehr Überstunden auf. Bei mir ist beispielsweise die Zeit, die ich mir morgens und abends für den Arbeitsweg erspare, zu 100 Prozent in Arbeitszeit aufgegangen. Die einzelnen Teams achten gut aufeinander. Aber das, was man vor Ort herstellen kann, nämlich den spontanen Kontakt zu anderen Teams oder Teammitgliedern, eben mal mit anderen Kolleginnen oder Kollegen Essen zu gehen, nebenbei zu hören, wie es jemandem geht – das gelingt remote eben nicht. Das macht auch die Führungsaufgaben anspruchsvoller. Nicht zuletzt müssen wir auch an die ergonomischen Probleme denken, denn zu Hause herrschen in aller Regel dafür nicht die idealen Bedingungen.

 

Wie ist Ihre Wahrnehmung, ist für Sie und Ihre Mitarbeitenden ein „neues Normal“ eingetreten?

Wir sind auf dem Weg dahin. Schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten wir eine Dienstvereinbarung geplant, die vier Homeoffice-Tage pro Monat vorsah. Eigentlich wollten wir im Herbst 2020 dann deutlich umfangreicher mit einer 60:40-Aufteilung beginnen. 60 Prozent der Arbeitszeit dürfen remote, 40 Prozent vor Ort abgeleistet werden. Der Pilot hat aufgrund der weiteren Entwicklung nie begonnen, aber ab September 2021 geht es nun voraussichtlich damit los. Momentan arbeiten wir dafür ein Konzept aus. Es geht unter anderem darum zu definieren, zu welchem Zweck wir uns im Büro treffen und wie wir die Räume und Arbeitsplätze so umgestalten können, dass sie unseren neuen Bedürfnissen entsprechen.

 

Wie schauen Sie in die Zukunft?

Ich schaue extrem positiv in die Zukunft. Den Schub, den wir durch die Digitalisierung in den vergangenen Monaten erfahren haben, gilt es jetzt weiter zu nutzen. Und ich bin gespannt, wie unser neues Arbeitsplatzkonzept aufgeht.

 

Fotos: Markus Aschauer, pixabay, Unsplash

 

Über Markus Aschauer

Markus Aschauer leitet das externe und interne Rechnungswesen bei HAMBURG WASSER.

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