• 17. Oktober 2017

Verbindlichkeiten-Management: Hebel für verbessertes Working Capital

Verbindlichkeiten-Management: Hebel für verbessertes Working Capital

Verbindlichkeiten-Management: Hebel für verbessertes Working Capital 150 150 C4B

Buchhalter

Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zählen neben den Forderungen sowie den Vorräten zu den Kernbestandteilen des Working Capitals. In diesem Beitrag stelle ich Ihnen den Stellheben Verbindlichkeiten vor.

Im Verbindlichkeiten-Management können Sie folgende Hebel ansetzen:

  1. Ausnutzung von Skontofristen
  • Durch Ausnutzung von Skontofristen lässt sich der Stand der Verbindlichkeiten niedrig halten
  • Skonto: Vergütung für frühzeitige Zahlung; durch die Vergütung werden auch Aufwand und Risiken abgegolten, die sonst mit Zielkäufen verbunden sind

Beachte: Der wesentlichen Treiber im Verbindlichkeiten-Bereich das Aushandeln von Zahlungszielen. Allerdings kann eine Verlängerung von Zahlungszielen dazu führen, dass der Lieferant dies auf die Preiskalkulation aufschlägt. Letztlich muss man prüfen, ob sich der so erreichte höhere Liquiditätszufluss dann immer noch rechnet. Beim Working Capital Management sind immer auch die Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) zu berücksichtigen. Die Ausweitung von Zahlungszielen bei Lieferanten ist immer gut für das Working Capital. Gleichwohl sollte man schauen, ob man Skonto ziehen kann, denn das hat unter Umständen viel bessere Auswirkungen auf die GuV.

  1. Verlängerung von Zahlungsfristen
  • Bestandteil der Verhandlungen über Konditionen mit den wichtigsten Lieferanten
  • Wichtig: gemeinsame Optimierung von Preisen und Konditionen
  • Tipp: Nehmen Sie sich dies als turnusmäßige Aktivität auf die Agenda.
  1. Beschaffungsoptimierung

Lieferantenbündelung hat verschiedene Vorteile:

  • Reduzierung der Einkaufspreise
  • Reduzierung des Aufwands in der Einkaufsabteilung
  • Anpassung der Bestell- und Lieferrhythmen
  1. Lieferanten individuell bewerten
  • Lieferanten nach Priorität segmentieren für heutige und künftige operative, wie auch finanzielle Prozesse.
  • Lieferanten individuell bewerten, d.h. nach Lieferbereitschaft, Qualität der Lieferungen, finanzielle Sicherheit, Konditionen.

 

  1. Prozessketten im Auge behalten

Am wichtigsten ist es sicher immer, die Prozessketten des Working Capitals im Griff zu behalten und zu sehen:

  • Wo ist welcher Aufwand?
  • Wo sind zu viele Schnittstellen zu anderen Abteilungen?
  • Welcher Ressourcenverbrauch findet in welchem Prozessschritt statt? Usw.
  • Anhand von Massendatenauswertungen lassen sich hier viele Verbesserungspotenziale finden.

GrafikBail

Quelle: Ein Vortrag von Frau Elena Bail von Ernst &Young bei einem Benchmarking-Circle am 15.12.2016

Durch genaue Analyse der einzelnen Schritte, dem Auffinden von value drivers und die Auseinandersetzung mit Massendaten können erheblich Verbesserungen im Forderungsmanagement erzielt werden.

Bei allen Optimierungsmaßnahmen, insbesondere im Forderungs- und Verbindlichkeiten-Management, sollten Sie jedoch berücksichtigen, dass Ihre Geschäftsbeziehungen, insbesondere zu strategisch wichtigen Kunden und Lieferanten, nicht negativ beeinflusst werden.

Als letzten Teil meiner kleinen Serie zum Working Capital folgt die Steuerung des Working Capital über Supply Chain Management.

(Hinweis: Dieser Beitrag wurde in ähnlicher Form bereits 2015 auf dem C4B Blog veröffentlicht).

1 Kommentar
  • Rolf Capelle 29. Oktober 2017 um 15:03

    Niedrige Verbindlichkeiten sind eigentlich kontraproduktiv im Working Capital. Sind diese aber durch hohe Ausnutzung von Skonto entstanden, überwiegt der positive G+V Effekt.

Kommentare sind geschlossen.